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Klettern mit Extrembergsteiger Georg (Joe) Bachler

GIPFELSTÜRMER TRIFFT AUF NEULAND

 

Eine neue Ära im Leben von Gipfelstürmer hat begonnen, ich wollte etwas neues ausprobieren und so entschied ich mich für Klettern. Das ist relatives Neuland für mich, außer ab und zu in der Halle und zweimal in der fränkischen Schweiz war ich eigentlich nur Bouldern. Schnell prügelte ich mir daheim die wichtigsten Knoten rein und übte mit einer alten Reepschnur und zwei HMS Karabiner, denn schließlich wollte ich vor einem der bekanntesten Bergsteiger nicht ganz ohne Wissen sein.

 

KURZ ZU JOE BACHLER:

Georg Bachler ist Extrembergsteiger, Bergführer und hauptberuflich berät er Mannager. Zu seinen Freunden gehören unter anderem Hans Kammerlander, Peter Habeler und Reinhold Messner. Wenn es schwierig wird, fühlt er sich erst so richtig wohl.

Hier eine kleine Auflistung seiner Erfolge:  

 

  • Mit 16 Jahren erste Alleinbegehungen: Torstein-Schinkoverschneidung, große Bischofsmütze direkte Nordwand etc.
  • Mit 17 Jahren Durchsteigung der Eiger-Nordwand, Matterhorn-Nordwand,  Droites-Nordwand
  • Im Laufe der Jahre alle großen Wände der Ost- und Westalpen erklettert
  • Über 80 Erstbegehungen in den Alpen, in Norwegen, im Himalaya, im Karakorum und in den Anden
  • 8000er: Makalu, 8.481 Meter | Broad Peak, 8.047 Meter | K2, 8.611 Meter | Kangchendzönga, 8.598 Meter – Alleinbesteigung
  • Gründungsmitglied von „Öko-Himal“; eine Organisation für Nationalparks in Nepal/Tibet

 

Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dass so ein toller Bergsteiger ausgerechnet mit mir, einem unerfahrenem Kletterer meine erste Mehrseillänge klettern wollte. Einen besseren Lehrmeister wie Joe, wie ihn seine Freunde nennen dürfen, kann ich mir nicht vorstellen. Und so fuhr ich voller Aufregung und Vorfreude Richtung Südtirol in die Sella-Gruppe, im Herzen der Dolomiten. Dort angekommen, traf ich auch schon Joe und wir quatschten etwas bevor wir am Fuße des Langkofel in dem tollen 4* Hotel unsere Zimmer bezogen.

 

Gegen Mittag suchten wir die nötigsten Klettersachen zusammen und machten uns in die steinerne Stadt direkt hinter dem Hotel auf. - Die steinerne Stadt ist ein Klettergarten am Fuße des Langkofel mit zahlreichen Routen in sämtlichen Schwierigkeiten. Dort vertieften wir die einzelnen Knoten und die nötigen Techniken für die anstehende Mehrseillänge. Wir kletterten einige einfache und schwerere Routen bevor wir zum Abendessen gingen. Bei einem Glas Rotwein lauschte ich gespannt den Geschichten, die mir Joe über die großen Berge der Welt erzählte. In mir wuchs die Neugierde auf andere Gebirge, andere Länder und Kulturen. Danke Joe für die schönen Abende und die tollen Gespräche.

 

ES WIRD ERNST - MEINE ERSTE MSL

 

Am nächsten Morgen wartete ein richtig tolles Frühstück auf uns. Gestärkt packten wir erneut die Klettersachen und machten uns an den Fels. Es wartete die "Kleine Micheluzzi" mit 10 Seillängen bis zu einem Schwierigkeitsgrad IV+ nach UIAA auf mich. Als ich die Wand sah, war ich dann doch etwas aufgeregt und konnte es nicht glauben da überhaupt hoch zu kommen. - Aber Joe wird schon auf mich aufpassen :-)

Am Einstieg angekommen, mussten wir feststellen, dass es wohl ein sehr beliebtes Gebiet ist und die ersten Seilschaften hingen bereits in der Wand. Also entschieden wir uns kurze Hand für einen anderen Einstieg.

Der hatte es dann allerdings auch gleich in sich und war bedeutend schwerer als die ganze Tour. Nach der ersten Seillänge kamen wir allerdings nicht mehr weiter und entschieden uns wieder abzuseilen um dann doch den richtigen Einstieg zu nehmen. Gesagt getan. - Was für ein holpriger Start, gleich mal Abseilen geübt :-)

 

Am richtigen Einstieg angekommen, waren dann auch alle Seilschaften bereits in der Wand und so konnten wir gleich loslegen. Ziemlich schnell fühlte ich mich wohl und so erkannte ich mit jeder Seillänge die Tritte und Griffe viel besser. Wir kamen zügig voran und überholten die ein oder andere Seilschaft. Die letzten Seillängen waren die Schönsten der ganzen Tour gewesen. Mit viel Luft unter dem Hintern, tollen Tief- und Weitblicken und anspruchsvollen Passagen. Das schwierige der Tour war, dass man seinen Kletterpartner sehr oft nicht sehen konnte, da es der Fels nicht zuließ. Das Sichern musste also konzentriert und nach Gefühl des Vor- bzw. Nachsteigers erfolgen. Fürs erste mal ist mir das glaube ich ganz gut gelungen.

 

EIN ABSTIEG DER NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN IST

 

Am Ausstieg angekommen, wartete der nicht weniger anspruchsvolle Abstieg auf uns. Der ganze Abstieg war schottrig, rutschig und abenteuerlich. Die Felsen des Ciavazes über uns waren wuchtig und der Weg führte teilweise durch ihn hindurch. Plötzlich kamen wir an eine steile Stufe und so entschieden wir uns dort abzuseilen, ebenso an einer zweiten Stelle. Das Wetter war drückend schwül und die Gewitter scheinen nicht lange auf sich warten zu lassen. Überglücklich kamen wir am Hotel an und ich konnte mich im Wellnessbereich entspannen, während Joe noch bis hoch zur Langkofelscharfte rannte. Es sind genau 500 Höhenmeter. Nach genau 25 Minuten kam er oben an. Was für eine Hammer Leistung wenn man bedenkt, dass der Rekord bei 18 Minuten liegt. - Ich könnte da nicht mithalten.

 

Am nächsten Tag ging es dann erneut in die Steinerne Stadt, da das Wetter keine Mehrseillänge zuließ. Ich kletterte Routen im VI. Grad mit Überhang bis meine Kraft nachließ. Ich hatte sehr schöne Tage in Südtirol mit einem super Kletterpartner mit dem ich nicht das letzte mal unterwegs gewesen bin. Vielen Dank Joe für deine Unterstützung und dein Vertrauen mich ans Seil zu nehmen.

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