Was Du bim Begehen eines Gletschers wissen solltest
Wer sich auf Gletschern bewegt, sollte sich Anseilen. Allerdings ist das etwas anders als beim Klettern. In folgendem Artikel möchte ich Dir zeigen worauf es ankommt und wie man eine Seilschaft richtig aufbaut.
Die größte Gefahr beim Begehen eines Gletschers ist ein Spaltensturz. Ungesichert ist die Chance einer Rettung relativ gering, da die meisten Gletscherspalten relativ tief sind und man von dort aus weder Handynetz, Internet noch GPS-Empfang hat. Da kann man nur hoffen, dass jemand den Sturz bemerkt oder man ggf. einen Stock, Pickel oder ähnliches am Spaltenrand liegen lassen hat. Ungesichert einen Gletscher zu betreten bedeutet ABSOLUTE LEBENSGEFAHR und es ist dringend davon abzuraten.
Deshalb ist es umso wichtiger mit mehreren Gleichgesinnten gesichert in der Seilschaft zu gehen. Sollte man dann in eine Spalte stürzen, ist man durch das Seil gesichert und die Kammeraden können einen aus der Spalte befreien.
WIE SEILE ICH MICH AM GLETSCHER AN?
Du benötigst zum Anseilen am Gletscher natürlich ein ausreichend langes Seil und einen Klettergurt. Auf die Wahl und die Länge des Seiles möchte ich später genauer eingehen. Zunächst einmal, wie binde ich mich richtig in das Seil ein. Es gibt zwei Arten des Einbindens. Man unterscheidet zwischen dem direkten- und indirekten Einbinden. Das direkte Einbinden verwendet man zum Beispiel beim Klettern, wobei das indirekte Einbinden bei der Seilschaft am Gletscher Verwendung findet. Indirektes Einbinden bedeutet, dass man ein weiteres Bindeglied zwischen Seil und Klettergurt benötigt. Dies geschieht mit mindestens einem Schraubkarabiner.
DIREKTES EINBINDEN
Beim direkten Einbinden in den Klettergurt, legt man zunächst am Seilende einen einfachen 8er Knoten und fädelt dann das Restseil durch beide Anseilpunkte der Bein- sowie Hüftschlaufen. Man kann dies natürlich auch durch den Anseilpunkt des Klettergurts tun. Allerdings ist die erste Variante besser. Nach dem durchfädeln durch beide Anseilpunkte macht man auf den vorhandenen Knoten einen gesteckten 8er Knoten. Dabei ist darauf ist zu achten, dass das Seil parallel verläuft, denn je besser der Knoten geknüpft ist, desto leichter lässt er sich wieder lösen. In einer Seilschaft kann sich der Seilerste und Seilletzte, wie beschrieben direkt in das Seil einbinden. Allerdings muss dann ggf. das Seil verkürzt werden.
INDIREKTES EINBINDEN
Das indirekte Einbinden findet in einer Seilschaft mit mehreren Personen Verwendung. Hauptsächlich bei den mittleren Seilschaftsmitgliedern. Dabei wird ein doppelter 8er Knoten in das Seil geknüpft und mit zwei gegenläufigen Schraubkarabinern in den Anseilpunkt des Klettergurtes befestigt.
Am Gletscher ist ein indirektes Einbinden erlaubt, weil freie Stürze und eine daraus resultierende hohe Belastung der Sicherungskette nicht auftreten können. Auch eine Querbelastung des Karabiners kann entstehen, sollte aber aufgrund der relativ geringen Belastung nie ein Problem sein.
SEILABSTÄNDE UND SEILLÄNGE
Um einen plötzlichen Spaltensturz eines Partners halten zu können ist es umso wichtiger mit Abstand zu den einzelnen Partnern zu gehen. Je weniger Mitglieder eine Seilschaft hat, desto größer muss der Abstand zwischen den einzelnen Personen sein. Natürlich hängt der Abstand nicht nur von der Anzahl der Mitglieder ab, sondern auch von den Bedingungen welche vor Ort herrschen. Unter anderem kommt es dabei auf die Neigung des Geländes und die Art des Schnees an.
Grundsätzlich aber gilt folgender Abstand:
- Zweier-Seilschaft: 15 – 20 m
- Dreier-Seilschaft: 10 – 12 m
- Vierer-Seilschaft: 8 – 10 m
- Fünfer-Seilschaft: 6 – 9 m
Bei wenigen Mitgliedern einer Seilschaft ist es außerdem sinnvoll in das Seil zwischen den einzelnen Personen sogenannte Bremsknoten zu machen. Diese Knoten können einen Spaltensturz deutlich Bremsen und erleichtern so das Halten eines Gestürzten. Man kann dafür unter anderem einen Achterknoten, Sackstich oder Schmetterlingsknoten verwenden. Diese sind drei Meter vor bzw. hinter den Seilschaftsmitgliedern im Abstand von einem halben Meter ins Seil zu knüpfen. Der Schmetterlingsknoten ist dafür am besten geeignet, da dieser sich am leichtesten wieder lösen lässt. Man muss bedenken, dass bei der Selbstrettung mittels Prusikknoten jeder einzelne Bremsknoten auf dem Weg nach oben im Weg sein wird.
Die Länge des Seils ist so zu wählen, dass ggf. ein Flaschenzug erfolgen kann. Das heißt, dass das Restseil, welches der Seilerste bzw. Seilletzte aufgenommen hat, zu dem Gestürzten plus wieder zurück reichen muss. Im Klartext, Hängt der Gestürzte 10 Meter in der Gletscherspalte, muss das Restseil mindestens noch 20 Meter lang sein. Für reine Geltschertouren sind eigentlich alle Seilarten geeignet.
Der Seilschaftserste und letzte sollten die Personen sein, welche die meiste Erfahrung im Umgang mit Pickel, Seil und vor allem Routenwahl haben. Auf Anzeichen die eindeutig auf eine Gletscherspalte hinweisen sollte geachtet und sichtbare Spalten umgangen werden.
Natürlich sollte die Technik der Selbs- und Kameradenrettung beim Begehen eines Gletschers beherrsch werden, ebenso der Umgang mit Steigeisen, Pickel und Seil.
Planst du deine nächste Hochtour?
Dann findest Du -HIER- eine Packliste mit der Du Deinen Rucksack packen kannst. So kannst Du sicher sein alles nötige dabei zu haben.
Kommentar schreiben