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Skihochtour mit Westalpen Charakter

Skibergsteigen vom Feinsten

Auf Ski zum Gipfel des Piz Palü im Schweizer Kanton Graubünden

Wir sind schon einige Tage in der Schweiz und die Akklimatisationsphase ist bereits abgeschlossen, denn immerhin ist der Gipfel des Piz Palü 3900 Meter hoch. Er ist in diesem Gebiet neben dem östlichsten 4000er der Alpen, dem Piz Bernina der bekannteste und zugleich beliebteste Berg. Seine drei Pfeiler erkennt man auf den ersten Blick und man fühlt sich sofort wie in eine andere Welt versetzt. Ein mächtiger Hängegletscher markiert den Hauptgipfel des Piz Palü und von jedem fällt ein markanter Felsgrat in die Tiefe.  An seinen Flank fließen Gletscher mit großen Spalten und Eisbrüchen  ins Tal hinab. Die Landschaft ist ziemlich beeindruckend und faszinierend zugleich. Für mich persönlich ist der Piz Palü einer der schönsten Berge überhaupt und ich bin gespannt ob ich den Hauptgipfel erreichen werde. 

 

Am Abend vorher

 

Am Abend vorher studiere ich intensiv das Wetter, denn für den geplanten Gipfelaufstieg muss alles passen. Doch so richtig toll sieht der Wetterbericht nicht aus. Am Vormittag ist noch sehr gutes Wetter vorhergesagt, doch ab 13 Uhr frischt der Wind ziemlich auf und das Wetter soll umschlagen. Wind ist für uns natürlich nicht besonders gut, denn der Anstieg vom Skidepot ist steil, vereist und ziemlich ausgesetzt. Er verzeiht keinerlei Fehler und auch keine Ausfallschritte. Wir müssen also noch vor 13 Uhr den Grat verlassen und das Skidepot erreicht haben. Früh gehe ich ins Bett, doch so richtig gut schlafen kann ich in dieser Nacht nicht. 

 

Gipfeltag

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem Ferienhaus in Poschiavo fahren wir nun mit dem Auto zur Talstation der Diavolezza und nehmen die Gondel um 20 nach 8 Uhr am Morgen. Der Himmel erstrahlt in tiefem Blau und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite.  Frisch ist es an diesem Morgen dennoch an der Gipfelstation und unser Ziel liegt nun direkt vor uns. Doch bevor wir die Felle anlegen, müssen wir zunächst einmal einige Höhenmeter auf den Pers Gletscher hinab fahren. Diese Abfahrt ist ziemlich hart und vereist. Wer hier den Z-Wert seiner Sicherheitsbindung zu locker eingestellt hat, kann durchaus den Ski bereits an der ersten Abfahrt verlieren. Am Gletscher angekommen legen wir unsere Steigfelle und Harscheisen an und steigen unterhalb eines Felskopfes in Richtung Cambrena-Eisbruch auf. Vor uns türmen sich große Eisberge und der Gletscher lässt tief in sein Inneres blicken. Die Aufstiegsspur wird steiler und wir kommen an der ersten Engstelle an. Eine steile Eisstufe welche keinen Meter breit ist muss überwunden werden. Rechts und links der Spur ist das blanke Eis zu sehen und die Felle an den Skiern finden kaum Halt. Mit einem großen Schritt belaste ich den rechten Fuß und stütze mich auf meinem Stock ab. Mit einem zweiten Schritt nach vorne habe ich die Engstelle überwunden. Von hier an queren wir den Eisbruch oberhalb, bis wir etwas flacheres Gelände erreichen. Der Schnee ist kalt und knirscht und es hört sich das eine oder andere mal ziemlich hohl unter meinen Füßen an. Bevor es nun erneut steiler wird, rasten wir mit etwas Abstand zueinander und füllen unsere Speicher mit ein wenig Wasser und Snacks auf.

 

Tiefe schwarze Löcher

 

Vor uns liegt ein schöner und nach oben hin steiler werdender Hang. An seiner steilsten Stelle queren wir den Gletscher entlang einer mächtigen Spalte nach rechts. Dort finden wir eine Schneebrücke um diese Spalte überwinden zu können. Links von ihr blickt man tief in die Dunkelheit des Gletschers hinab und rechts von Ihr ist ein mächtiger Gletscherbruch zu sehen. Genau an dieser Ecke muss man auf der Schneebrücke eine Spitzkehre machen um über den Abgrund zu gelangen. Doch wer glaubt sich nach dieser Spitzkehre ausruhen zu können hat sich geirrt, denn eine weitere Spalte wartet direkt im Anschluss auf uns. Diese finde ich sogar deutlich schwieriger, denn direkt neben meinem Ski sind links und rechts tiefe schwarze Löcher erkennbar. Über so einen schmale Schneebrücke zu gehen erfordert einiges an Mut, vor allem wenn man wie wir ohne Seil unterwegs ist. Von hier geht es unschwierig noch wenige Meter zum Fuße der Ostflanke, bis man schließlich das Skidepot erreicht hat. Das Wetter ist noch immer ziemlich gut und die Wolken sind noch weit im Norden. Mit dem Wissen, dass der Wind aber im Tagesverlauf deutlich zunehmen wird, lege ich zügig Steigeisen und Pickel an. Der Rucksack bleibt am Skidepot, denn er bietet eine zu große Angriffsfläche für den Wind. Vor mir liegt nun der steile Gipfelhang zum Ostgipfel und ich steige als erster ein. Schritt für Schritt geht es zügig voran und ich  wechsle auf Frontzackentechnik um wieder direkt auf den Grat zu gelangen. Die Tritte sind hart und ich fühle mich ziemlich sicher auf meinen Steigeisen.

 

Wind fühlen

 

Durch genaues beobachten und fühlen des Windes kann ich jede einzelne Windböe vorher schon erahnen. Diese kündigt sich immer kurz vorher durch einen kleinen Windstoß an und nach kurzer Windstille trifft die Böe mit voller Kraft auf mich ein. Mit diesem Wissen komme ich sicher und zügig am Ostgipfel an. Von hier aus hat man bereits einen wunderbaren Blick in die Ferne und der weitere Weg zum Hauptgipfel ist gut ersichtlich. 

 

Auf schmalem Grat

 

Wir steigen etwas hinab, bevor es dann auf ziemlich schmalen und ausgesetzten Grat in Richtung Hauptgipfel geht. Wir befinden uns immer am höchsten Punkt und rechts sowie links geht es extrem steil in die Tiefe. Wer hier mit den Steigeisen stolpert oder hängen bleibt, stürzt definitiv in den Tod, denn dieser Grat verzeiht keinerlei Fehler. Doch wer sicher am Hauptgipfel des Piz Palü auf 3900 m angelangt ist, hat genügend Platz um die Aussicht zu genießen. Um ca. 12:30 Uhr erreiche ich glücklich und zufrieden den Gipfel. Doch ein Blick in Richtung Nord/Nordwest verrät, dass der Wetterumschwung nicht mehr lange auf sich warten lässt. Der Rückweg erfolgt über gleichen Weg. Als ich erneut am Ostgipfel angelangt bin, treffe ich alle andern aus meiner Gruppe und ich berichte von den Bedingungen. Alle entscheiden sich ebenfalls zum Hauptgipfel aufzusteigen. Ziemlich zügig und mit sicheren Schritten steige ich zum Skidepot ab. Kaum dort angekommen nimmt der Wind deutlich zu und schnell mache ich mich für die Abfahrt bereit. Unsere Gruppe hat sich nun zweigeteilt und wir fahren zu 5. den Aufstiegsweg über den Gletscher durch teilweise schönen Pulverschnee hinab. Sicher passieren wir trotz des mittlerweile schlechten Lichtes alle Schwierigkeiten am Gletscher bis wir auf die Talabfahrt des Skigebietes nach Morteratsch treffen. Dieser folgen wir bis ins Tal und lassen die tolle Skihochtour bei Kaffee und Kuchen Revue passieren. Kurze zeit später treffen auch die restlichen Mitglieder aus unserer Gruppe im Tal ein und gemeinsam fahren wir mit dem Zug zurück zum Auto. 

Fazit: Diese Skitour ist nichts für Anfänger und erfordert eine gute Ski- und Spitzkehrentechnik sowie absolut sicheres Gehen mit Steigeisen und den Umgang mit Pickel. Jeh nach Schnee und Wetterlage findet man dort unterschiedliche Bedingungen sowohl im Aufstieg als auch in der Abfahrt vor. Die Gletscher-  sowie die vollständige LVS-Ausrüstung und deren sicherer Umgang sollten selbstverständlich sein. 

 

Der Piz Palü ist sehr vielseitig und hält für jeden den passenden Aufstieg parat. Eine sehr interessante Klettertour für den Sommer ist der Weg über den Ostpfeiler. Dieser erfordert aber sicheres klettern im IV. Schwierigkeitsgrat und gehen im Eis bis ca. 50 Grad. Weitere Informationen über diese Tour findest du HIER.



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Kommentare: 2
  • #1

    Philipp Cremer (Freitag, 29 März 2019 15:30)

    Gratulation!

  • #2

    Thomas M. (Dienstag, 09 April 2019 20:13)

    Wow.
    Das klingt ja wahnsinnig spannend und nach viel Abenteuer. Es macht mir sehr viel Spaß deine Berichte zu lesen. Ich selbst bin aber noch nicht so fit um diese Tour machen zu können.
    Bin schon sehr auf deine nächsten Touren gespannt.

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