3 Gipfeltour in den Allgäuer-Alpen
Kegelkopf (1959) ; Kreuzeck (2376) ; Rauheck (2384)
Die Karte zur Hand, schaue ich nach Pfaden, welche gut und gerne mal übersehen werden. Es sind dünne, schwarz gestichelte Linien welche sich abseits der eigentlichen Wege den Berg entlang schlängeln. Oft sind diese gar nicht mehr in den Karten eingezeichnet und dennoch kann man sie finden. Es lohnt sich, denn dort trifft man meist nur wenige Menschen und man erlebt die Natur ganz anders. Allerdings muss man ein Gespür für den richtigen Weg mitbringen um sich nicht zu verlaufen.
Wer suchet, der findet
Aufstieg zum Kegelkopf
Wir starten in Oberstdorf und unser Weg beginnt bereits anders als gedacht, denn zwei Tage vorher wurden fast alle Wege nach Gerstruben aufgrund Steinschlags gesperrt. Wir finden aber dennoch einen begehbaren Weg und steigen durch dichte Wälder und Nebel den Berg hinauf. Ich persönlich mag solche Stimmungen im Herbst, wenn der dichte Nebel im Wald sein Unwesen treibt und auf den Spinnennetzen der Tau kleben bleibt. Kurz bevor wir nach Gerstruben gelangen sollten, verlassen wir den gesicherten Weg und suchen den Einstieg des Pfades, welcher uns auf den Kegelkopf führen sollte. Der Pfad ist relativ gut zu finden und er führt uns in Serpentinen eine Waldschneise relativ Steil nach oben. Der Nebel wird weniger und die Stimmung ändert sich erneut. Die Sonne kommt langsam heraus und ich spüre die Wärme. Plötzlich steht sie da, die Höfats, die Königin aller Grasberge und unter ihr ein Teppich aus Nebel, die Krone auf dem Haupt und durch die Sonne in ein warmes und strahlendes Licht getaucht. Was für ein Augenblick. Der Pfad wird immer schmaler, steiler und ausgesetzter, bis wir am Gipfel des Kegelkopfes ankommen. Dort steht eine Aussichtsbank welche zum Verweilen einläd. Die Aussicht ist bereits jetzt wunderschön und der Aufstieg hat sich definitiv gelohnt. Doch fertig sind wir noch lange nicht. Es geht weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Kreuzeck.
Steiler Abstieg und Aufstieg am Grat
Vom Gipfel des Kegelkopfes muss man den Abstiegsweg schon ziemlich suchen, denn der ist extrem steil, grasig und so gut wie nicht vorhanden. Dennoch machen wir uns auf den Weg und steigen konzentriert und bedacht am Grat entlang nach unten bis wir schließlich am bewaldeten Gratabschnitt angelangen.
Steilgrashänge sind mit Vorsicht zu begehen und ausschließlich erfahrenen Berggängern zu empfehlen. Selbst im trockenen Zustand kann das Gras im Frühjahr oder Herbst extrem rutschig sein.
Von nun an geht es stetig am Grat entlang bergauf. Die Sonne erwärmt die südlichen Grasflanken des Grates und es steigt permanent eine angenehm warme Luft zu uns auf. Wir erreichen den Bettlerrücken, welcher unerbittlich und nicht endend wollend zum Kreuzeck empor zieht. Der Weg ist nun wieder deutlich zu erkennen und auch hier ist wieder absolute Trittsicherheit gefragt, denn südlich fallen die Grashänge ins Tal und nördlich stürzen sich die Felswände fast senkrecht in die Tiefe. Stolpern und Ausrutschen kommt also nicht in Frage. Endlich erreichen wir nach langem und steilen Aufstieg den Höchsten Punkt am Kreuzeck. Es liegt Schnee. Wer dort ankommt wird feststellen, dass es eigentlich kein richtiger Gipfel ist, sondern eher eine Erhebung eines Grates. Das Kreuzeck besitzt deshalb auch kein richtiges Gipfelkreuz. Die Aussicht ist aber dennoch wunderschön und der Blick auf den Allgäuer Hauptkamm versetzt einen in hochalpine Stimmung. Von hier geht es nur noch wenige Meter erst bergab, bevor es zu unserem letzten Gipfel der Rundtour geht.
Das Rauheck
Wir verlassen das Kreuzeck und steigen durch Schnee erneut am Grat entlang dem Rauheck entgegen bis wir schließlich am Gipfel angelangt sind. Wir machen eine etwas längere Rast und genießen das Panorama und die wärmende Sonne. Tief unter uns liegt eingekeilt zwischen der Hornbachkette im Süden und der Rosszahn- Hochvogel- Wildengruppe im Norden das Hornbachtal. Eindrucksvoll zeigt sich vor allem der westliche Teil der Hornbachkette. Besonders treten dort Marchspitze und der Große Krottenkopf hervor. Doch auch der Blick hinüber zum Großen und Kleinen Wilden mit dem majestätisch aufragenden Hochvogel zu ihrer Rechten ist sehr lohnend. Stunden könnte ich hier noch das Panorama genießen, doch es ist schon spät und die Sonne sollte in weniger als 2 Stunden bereits untergegangen sein. Wir packen zusammen und machen uns an den Abstieg zum Älpelesattel. Von da aus führt ein Weg auf den Ostgipfel der Höfats. Einen Tourenbericht dazu findet ihr HIER.
Der Schnee im Abstieg wird weniger und so ist der Sattel schnell erreicht. In ca. einer Stunde ist die Sonne verschwunden und bis dahin müssen wir auf an der Dietersbachalpe angekommen sein. Von da führt ein normaler Forstweg zurück nach Gerstruben welchen wir im letzten Tageslicht hinter uns bringen.
Achtung: Diese Rundtour ist nur erfahrenen, trittsicheren und konditionsstarken Tourengängern zu empfehlen. Aufgrund der Länge, Wegfindung und Steilgrashängen muss man ein Gespür für die richtigen Bedingungen, Zeitmanagement und Wegfindung mitbringen.
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Anna (Sonntag, 11 November 2018 21:17)
Wow, sehr schöne Bilder und ein echt gelungener Bericht. Für mich ist die Tour aber etwas zu anspruchsvoll. Dennoch ist es immer wieder schön deine Berichte zu lesen. Vielen Dank das ich trotzdem die Welt der Berge durch dich erleben darf.