Wilder Freiger 3418m
der gipfel gehört neben dem Zuckerhütl und dem wilden pfaff zu den seven summits der Stubaier alpen. ein 3.000er, welcher ganz ohne gletscherkontakt möglich ist. unterschätzen darf man ihn dennoch nicht.
Ich war noch nie im Stubaital und der Wilder Freiger stand schon länger auf meiner Liste, geklappt hat es allerdings noch nie. Die Hütten haben bereits geschlossen und so ist der Winterraum die perfekte Möglichkeit dem Rummel im Sommer zu entgehen. Wir reservierten uns zwei Plätze der Nürnberger-Hütte. Für mich das erste mal in einem Winterraum.
Ich startete am Parkplatz der Hütte kurz hinter Ranalt im hinteren Stubaital. Der Weg hat eine angenehme Steigung und man erreicht nach kurzer Zeit die Bsuchalm am Talschluss auf einer Ebene. Die Hütten sind alle verlassen und nur wenige Wanderer kreuzen meinen Weg. Ich verlasse den Wirtschaftsweg und biege auf den Steig, welcher steil nach oben zieht ab. Der Bach rauscht und der Wind frischt auf. Zügig komme ich voran und ich erblicke nach einiger Zeit die Nürnberger Hütte.
Der Winterraum bietet Platz für 6 Personen und ist mit einem Ofen und Feuerholz ausgestattet. Er befindet sich direkt neben der Materialseilbahn. Das Wasser zum Kochen schöpfen wir weiter oben aus dem Bach. Die Trockentoilette ist in unmittelbarer Nähe zum Winterraum. Ich genieße die letzten Sonnenstrahlen hinter der Hütte bevor wir unsere Rucksäcke für den nächsten Tag packen. Zum Abendessen gibt es Trockennudeln welche ich nur mit warmen Wasser zubereiten muss.
Frühzeitiger Aufbruch
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr obwohl wir wissen, dass die Sonne erst einige Stunden später aufgehen wird. Der Wind hat keinesfalls nachgelassen an diesem Morgen und nimmt eher an Kraft zu. Der Föhnsturm macht sich langsam deutlich bemerkbar. -Werden wir am Grat entlang gehen können ohne davon geweht zu werden?
Im Scheine unserer Stirnlampen verlassen wir die Hütte und folgen dem Weg entlang der Urfallspitz bis zur Seescharte. Von da bleiben wir zunächst unterhalb des Gratverlaufs zwischen Urfallspitz und Gamsspitzl, bis wir schließlich auf den Grübelfernern blicken können. Doch viel ist von dem Fernen nicht mehr zu sehen und er ist durch eine Felsrippe geteilt. Diese Rippe endet kurz vor dem Signalgipfel. Der Wind ist mittlerweile so stark, dass jeder Schritt gut überlegt sein will. Wir steigen am Grat der Felsrippe entlang und müssen immer und immer wieder stehen bleiben wenn eine Windböe versucht uns vom Grat zu fegen. Wir entscheiden uns bis zum Signalgipfel zu Steigen und dort die Bedingungen neu zu beurteilen. Am Signalgipfel ist es merklich kühler und der Wind hat deutlich an Kraft zugenommen. Von unserem Standpunkt aus sind es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel des Wilden Freiger. Ein kleines Stück laufen wir dem Gipfel noch entgegen, bis wir ca 20 Meter vor dem Kreuz die Vernunft walten lassen und uns für den Rückzug entscheiden. Die Aussicht ist die gleiche und die Bedingungen lassen einen weiteren Aufstieg nicht zu. Bei Windböen von ca 70 km/h hat man auf einem Grat nichts verloren, vor allem dann nicht, wenn es rechts und links davon sehr steil und weit in die Tiefe geht.
Vorsichtig machen wir uns auf gleichem Weg zurück zur Nürnberger Hütte. Diese erreichen wir bereits um 10:30 Uhr am Morgen. Wir stärken uns ausgiebig und packen unsere restlichen Sachen zusammen bevor wir zurück zum Auto absteigen. So früh war ich noch nie nach einer Hochtour wieder daheim.
Ein Erfolg war es dennoch, denn der Sonnenaufgang war einfach nur Wunderschön gewesen.
Du weißt nicht was du auf Hochtour alles dabei haben sollst? Dann kannst du dir HIER eine Packliste ausdrucken.
Kommentar schreiben
Dave (Dienstag, 02 April 2019 05:24)
Schöner Bericht. Eindrücklich, wie euch der Wind das Leben schwer gemacht hat. Und Respekt, dass ihr im "Gipfelrausch" noch so eine vernünftige Entscheidung getroffen habt.
Wir sind im Juli 2018 über die Sülze au und den Lübecker Weg hoch und über die Müllerhütte weiter zum Pfaff (übrigens kein Seven Summit) und Zuckerhütl und im Skigebiet wieder runter.
Die Gratkletterei am Pfaff war sehr schön, das Zuckerhütl ein wenig überlaufen. Im Skigebiet auf der Dresdner Hütte dann Massenbetrieb pur! Dafür hatte die Müllerhütte einen wahnsinns Charme.